Frische Früchte und Winterdienst-Schulung für jene, die in der Kälte arbeiten müssen
Man hatte es kaum mehr für möglich gehalten, aber die Kältewelle hat die Region erfasst. Seit Wochen herrscht klirrende Kälte und für manche Berufsleute, die Draussen arbeiten müssen, bedeutet dies eine grosse Herausforderung. Wie wird diese Ausnahmesituation bei den Werkhöfen und der Stadtreinigung Basel-Stadt gehandhabt?
Dauerfrost. Ein «Feind» für die Mitarbeitenden der Werkhöfe und Stadtreinigung. Plusgrade waren in den letzten Wochen die Ausnahme und dies wird in den kommenden Tagen noch so bleiben. Sogar im zweistelligen Bereich wurden die Minuswerte am frühen Morgen jeweils gemessen. Unter diesen Voraussetzungen fällt das Arbeiten nicht leicht.
Die Notfallstationen hatten eine Menge Arbeit, denn Glatteis bedeutet auch viel Gefahrenpotenzial. Aber auch das Schlitteln sei nicht ungefährlich laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung. 7’200 Schlittelunfälle gibt es jährlich in der Schweiz, bei welchen Menschen verletzt werden. Bis zu zwei Personen kommen je nach Saison bei Stürzen oder Zusammenstössen sogar ums Leben. Im Kampf gegen Glatteis sind die Mitarbeitenden der Stadtreinigung und der Werkhöfe der Umgebung besonders gefordert. Man müsse Unfälle verhindern und dabei werden vor allem Hauptverkehrsachsen und Velorouten von Schnee und Glätte befreit. Aber auch Privatpersonen sind in der Pflicht: Für die Trottoirs sind die Besitzer der Liegenschaften selber verantwortlich. Diese müssen laut Gesetz «bei Schnee und Eis» zu Schaufel und Splitt greifen oder einen Mieter oder Hauswart damit beauftragen, um die Passanten vor Stürzen zu bewahren. Versäumen sie dies, können sie im Schadensfall zur Kasse gebeten werden.
Mit Vitaminen, Winterschulung und guter Ausrüstung
Nun wollten wir es aber genauer wissen: Welche Herausforderungen in Bezug auf die tägliche Arbeit und die Routineaufgaben entstehen für das Werkhof- und Stadtreinigungspersonal, wenn eine Kältewelle eintritt. Und wie geht man mit dem Thema Sicherheit und Gesundheit um?
Peter Schär, Leiter der Stadtreinigung Basel und der Gebietsverantwortliche der Basler Stadtreinigung Stefan Pozner: «Während der Winterdienstphase erhalten alle Mitarbeitende täglich frische Früchte; Orangen und Äpfel. Zusätzlich gibt es auch kostenlos Mineralwasser. Dieses Angebot wird nun laufend ausgeweitet durch Wasserspender in den Magazinen.» Ausserdem biete die Stadtreinigung wöchentlich zweimal «Fit in den Tag» Das sind 15 Minuten Gymnastik, welche auf die operative Tätigkeiten zugeschnitten ist.
«Entsprechend ist die Sicherheitsbekleidung auf dem neusten Standard und ebenfalls den winterlichen Temperaturen angepasst. Anfangs Winterdienstperiode erhalten unsere Mitarbeitende eine Winterdienst-Schulung, welche sie auf den Winterdienst fachlich vorbereitet, betreffend Umgang mit Geräten und Fahrzeugen», sagen die beiden Experten.
Werkhöfe planen die Einsätze schon in der Nacht
Die Werkhöfe sind ausserordentlich gefordert. So berichtet beispielsweise Katrin Kézdi Leutwyler von der Gemeindeverwaltung Riehen: «Wir beachten die örtliche Wettervorhersage sehr genau. Nachts oder am frühen Morgen kontrolliert der diensthabende Mitarbeiter die Situation bezüglich Eis, Schnee, überfrierende Nässe und so weiter. Dementsprechend werden dann die Kräfte, oft schon in der Nacht, aufgeboten. Dementsprechend werden dann die Kräfte, oft schon in der Nacht, aufgeboten. Dadurch ist es möglich, dass das ‹normale› Tagesgeschäft leidet, denn der Mehraufwand bei der Schneeräumung kann sehr gross sein und mehrere Stunden oder Tage in Anspruch nehmen. Gleichzeitig müssen wir jene Arbeiten sicherstellen, die wir nicht verschieben können, so zum Beispiel die Kehrichtabfuhr. Je nach Schneeverhältnissen kann dies sehr anspruchsvoll sein.»
Ähnliches berichtet Henrik Haerden vom Werkhof Reinach: «Die Werkhöfe versuchen im Winter stets ihr Bestes, um allen Verkehrsteilnehmern bestmögliche Verhältnisse anzubieten, dies ist aber nicht an allen Orten gleichzeitig möglich.»
Selbstverantwortung als grösste Prävention
In diesem Winter wurden sehr viele Unfälle registriert. Einige auch mit dramatischem Ausgang. Gab es neue Erkenntnisse oder Berichte betreffend Unfall-Prävention und -Management? Die Stadtreinigung Basel Stadt berichtet, dass sobald die Winterdienstphase beginnt die Splittkisten für die Bevölkerung an verschiedenen Standorten im ganzen Stadtgebiet aufgestellt werden. Eine entsprechende Standortliste stehe der Bevölkerung zum Downloaden auf der Website zur Verfügung. «Ausserdem gibt ein entsprechendes Merkblatt Auskunft über die Pflichten der Anwohner bei Schneefall und Glatteis. Gleichzeitig werden die Medien über den Winterdienst informiert. In den letzten paar Jahren waren die Winter eher von milder Natur. Wir gehen davon aus, dass daher die Sensibilität zu winterlichen Verhältnissen bei der Bevölkerung etwas in Vergessenheit geraten ist.»
Deshalb habe die Stadtreinigung die Kampagne «HOPPLA! Nicht versäumen, Trottoir räumen» gestartet. Es geht um die Pflichten der Anwohner bei Schnee und Eis. Aktuell sind nun die Kehrrichtfahrzeuge der Stadtreinigung mit Plakaten ausgerüstet, auf welchen an die Pflicht erinnert wird und wo die Infos bezogen werden können.
Bezüglich Winterdienste sind auch die Gemeinden aktiv. Sicherheitsmeldungen aus der Bevölkerung über beispielsweise unzureichend unterhaltene Strassen würden, so bestätigt Katrin Kézdi Leutwyler, immer ernst genommen. Diesen sicherheitsrelevanten und wichtigen Hinweisen werde entsprechend nachgegangen und wenn möglich werden die notwendigen Massnahmen sofort ergriffen oder umgesetzt.
Die Stadtreinigung ihrerseits appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, sich im Winter – wie auch immer man unterwegs ist, ob per Auto, Roller, Velo oder zu Fuss – vorsichtiger zu bewegen und ein paar Minuten mehr Zeit für seinen Weg einzurechnen. «Konkret ist hier einfach mehr Eigenverantwortung gefordert», heisst es. Und auch die Verkehrsteilnehmenden mit dem Velo sollten die Winterwochen nicht auf die leichte Schulter nehmen: Ein Aufrüsten mit Spikes zum Beispiel sei manchmal sinnvoll.
JoW