Kulturgüter, die zusammengehören: Autos & Architektur

    Sonderausstellung im Classic Center Schweiz

    Noch bis am 30. Juni 2018 zeigt das Classic Center Schweiz in Safenwil eine Sonderausstellung zum Thema «Autos & Architektur».

    (Bild: zVg)

    Schon in der Frühzeit des Automobils dekorierte der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright (1867–1959) seine Bauwerke gern mit eleganten Wagen, umgekehrt nutzte General Motors Wrights Bauten als Kulisse, um seine neuen Modelle anzupreisen. Dahinter steckte die Botschaft, dass fortschrittliche Architektur und schöne Autos zum Leben eines Erfolgsmenschen gehören. Und sein Schweizer Kollege Le Corbusier (1887–1965) sah im Auto eine effizient hergestellte, auf das Notwendigste reduzierte Maschine und damit ein Vorbild für das Neue Bauen: Architektur sollte zweckmässig und standardisiert sein.

    Rückblickend lässt sich sagen, dass das Automobil den öffentlichen Raum geprägt und verändert hat wie kaum eine andere Erfindung. Seine rasche Verbreitung bedingte enorme städtebauliche und landschaftliche Eingriffe. Dazu waren neue Bautypen notwendig: für den Verkauf und die Reparatur, zum Betanken und Parkieren. Viele Architekten nutzten die Chance und haben diese Zweckbauten als besondere Erlebnisorte und regelrechte Wahrzeichen konzipiert. Geometrisch-klare Formen, Flachdächer und grosse Fenster kennzeichneten viele Parkgaragen und Werkstätten. Verwendet wurden vielfach moderne Materialien wie Stahl, Beton und Glas.

    Vor allem kommentierte Schwarz-Weiss-Fotos in verschiedenen Formaten veranschaulichen die Wechselwirkung zwischen Baukunst und Autobau. Die Ausstellung konzentriert sich vor allem auf Schweizer Gebäude, welche Besucher deshalb aus eigener Anschauung kennen, sofern sie noch stehen. Zur Inszenierung gehören selbstverständlich auch ausgesuchte Oldtimer.

    (Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Hans Gerber) Die neue Reiselust der 1950er: Eine Frau fährt mit ihrem Jaguar XK120 zu einem der ersten Motels der Schweiz in Losone (TI).

    Zu sehen sind auf zwei Museumsetagen faszinierende Aufnahmen von Grossgaragen aus den späten 1920er-Jahren, die vom damals herrschenden Fortschrittsglauben zeugen. Die Nachkriegszeit war geprägt durch einen grossen Nachholbedarf nach entbehrungsreichen Jahren. Der steigende Wohlstand weckte die Reiselust, und die verbreitete Begeisterung für den «American Way of Life» drückte sich unter anderem in einer expressiven Architektur aus. Tankstellen schossen wie Pilze aus dem Boden und erste Motels tauchten auf. Für erstere steht etwa die Autobahnraststätte Deitingen-Süd mit den futuristisch anmutenden Betonschalenflügeln. Ohne das Auto gäbe es wohl auch die Halensiedlung bei Herrenschwanden nicht. Der um 1960 in einer Waldlichtung errichtete Betonklassiker verfügte über eine grosse Einstellhalle mit Nische für Autoschrauber sowie eine eigene Tankstelle.

    Weitere Informationen: www.emilfreyclassics.ch

    Öffnungszeiten/Preise der Sonderausstellung

    Ausstellungdauer: 9. Februar bis 30. Juni 2018

    Öffnungszeiten: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr

    Eintrittspreise: CHF 10.– (Erwachsene), CHF 5.– (Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre), Gruppen ab 20 Personen CHF 180.–

    Führungen: Nach vorheriger Absprache, ab 10 Personen

    Kontakt: Tel. 062 788 79 20, info@emilfreyclassics.ch

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