«Ich mache keine halben Sachen!»

    Pia Stebler – die Ökonomin ist mit Feuer und Flamme Unternehmerin. Mit viel Erfahrung und Know-how hat sie die KMU Frauen des Kantons Solothurn gefördert. Jetzt setzt sie sich seit einem halben Jahr für das gesamte Solothurner Gewerbe ein. Als Vorbild geht sie voran – immer mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Prise Humor.

    (Bild: CR) Starke Stimme im Solothurner Gewerbe: kgv-Präsidentin Pia Stebler setzt sich mit Leib und Seele für die Solothurner KMU ein.

    Betritt sie einen Raum, ist man sich ihrer Präsenz gleich bewusst. Immer ein Lachen auf den Lippen, stets gesellig und fröhlich – eine starke Persönlichkeit, die intensiv lebt und neugierig und interessiert anderen Menschen zuhört. Das ist Pia Stebler, Unternehmerin und seit diesem Jahr neue Solothurner Gewerbepräsidentin. Damit ist sie übrigens die einzige Frau an der Spitze eines kantonalen Gewerbeverbandes in der Deutschschweiz. Lösungsorientiert, flexibel, freiheitsliebend und unabhängig – so beschreibt sie sich selbst. «Mein Glas ist immer halbvoll», sagt die Powerfrau strahlend und doppelt nach: «Ich mache keine halben Sachen.» Dies bestätigt ihr beeindruckender Werdegang mit zahlreichen Schlüsselpositionen von der Chefin des Finanzamtes des Kantons Solothurn über Unternehmensberaterin bis hin zur Unternehmerin. Die promovierte Volkswirtschafterin hat ihre steile Karriere ganz nach dem Motto «Wer nichts wagt, gewinnt nicht» absolviert und dabei mit Charme und einer grossen Portion Humor sämtliche grössere Hürden souverän gemeistert. «Ich hatte auf meinem Lebensweg mehrmals das Privileg, von grossartigen Mentorinnen und Mentoren gefördert zu werden.» Als Inhaberin eines Beratungsbüros in Solothurn – unter anderem für KMU – weiss sie was es bedeutet, als selbstständig Erwerbende zu agieren. Es reiche bei weitem nicht als Unternehmerin sein Handwerk zu beherrschen. «Es braucht eine hohe Leistungs- und eine angemessene Risikobereitschaft, Leidenschaft für den Beruf, Empathie für die Mitmenschen und ganz viel Durchhaltewillen. Eine Unternehmerin muss mit Feuer und Flamme an Lösungen arbeiten wollen.»

    Andere KMU Frauen begleiten und coachen
    Mit viel Erfahrung, Know-how und Passion stand sie zudem von 2008 bis 2021 an der Spitze der KMU Frauen des Kantons Solothurn. «Ich habe mit meinem Rucksack und meiner Lebenserfahrung die eine oder andere Frau auf ihrem Weg begleitet.» Die Vernetzung der KMU Frauen mit dem Dachverband KMU Frauen Schweiz als integrierten Bestandteil des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv als auch mit den jeweiligen kantonalen Gewerbeverbände sei ausserordentlich wichtig. «Es ist leider keine grosse Stärke der Frauen, sich zu vernetzen», bedauert sie. Gemäss einer Studie der Uni St. Gallen aus dem Jahr 2019 sind fast die Hälfte der Frauen Selbstständigerwerbende und rund 28 Prozent der KMU Frauen sitzen in Geschäftsleitungen. «Wir unternehmen viel, um diese Frauen sichtbar zu machen. Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen gleichberechtigt in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten vertreten sind. Dann braucht es auch kein KMU Frauen-Netzwerk mehr», stellt Stebler fest. Und sie ergänzt: «Dazu benötigt es aber kreative und bezahlbare Angebote für junge Frauen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.» Ein wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Integration der Frauen ist aus Sicht von Stebler die Weiterbildung «Unternehmensführung KMU» mit eidgenössischem Fachausweis. «Die KMU Frauen sind das einzige Netzwerk, das eine solche Berufsprüfung auf Fachausweis-Niveau anbietet.» Obwohl die KMU Frauen nur ein loses Netzwerk sind, haben sie es geschafft, dass jeder Kantonale Gewerbeverband in irgendeiner Form ein KMU Frauen-Netzwerk respektive eine Verantwortliche hat. «Auch in den Berufsverbänden ist das Bewusstsein da, dass die KMU Frauen grosses Potenzial bieten, das gepflegt werden muss», so die Solothurnerin.

    Für die Zukunft wünscht sich das Mitglied des Wirtschaftsbeirates des Kantons Solothurn, dass bei allen wirtschaftspolitischen Entscheiden bürgerliche Netzwerke automatisch einbezogen werden. «Es wäre wünschenswert, dass wir KMU Frauen aktiv zu Vernehmlassungen eingeladen werden, wie dies beim sgv oder den kantonalen Gewerbeverbänden selbstverständlich ist. Männer- und Frauennetzwerke sollen offener miteinander kommunizieren – denn nur gemeinsam kommen wir weiter.»

    www.kmufrauenschweiz.ch
    www.steblerconsulting.ch

    Corinne Remund


    «Eine Krönung für mein KMU-Engagement»

    Pia Stebler will als Präsidentin des kgv Solothurn nahe bei der Basis bleiben und sich für eine gute Kommunikationskultur sowie die Nachwuchsförderung einsetzen.

    (Bild: pixabay) Nahe an der Basis: Pia Stebler will die Solothurner Gewerbler spüren.

    Pia Stebler hat vor einem halben Jahr das Zepter des kantonalen Gewerbeverbandes Solothurn übernommen. Das neue Amt bedeutet der Powerfrau viel – die richtige Funktion zur richtigen Zeit. «Das Präsidium ist für mich persönlich eine Art Krönung für mein KMU-Engagement in den letzten Jahren. Es passt ausgezeichnet in meine Biografie.» Und die engagierte Unternehmerin doppelt nach: «Ich freue mich, die Zukunft der Solothurner KMU und des Gewerbes mitgestalten zu können und dafür zu sorgen, dass unsere KMU weiterhin gute, bzw. noch bessere Rahmenbedingungen vorfinden.» Eine Revolution könne man von ihr nicht erwarten, so Stebler, aber das sei auch nicht nötig, meint sie lachend. Doch ein paar Akzente werde sie schon setzen: «Es ist mir wichtig, nahe bei der Basis zu sein, die Bedürfnisse unserer Mitglieder zu erfassen und in ihrem Sinne zu wirken.» Deshalb will sie eine Umfrage unter den Mitgliedern durchführen und möglichst viele Gewerbevereine und Berufs- und Branchenverbände besuchen. Den Fokus richtet sie auf eine stetige, für alle gut verständliche zielgruppenorientierte Kommunikation, was auch die sozialen Medien miteinschliesst: «Wir unterstützen die KMU bereits sehr, könnten dies aber noch besser kommunizieren.» Als ehemalige Präsidentin der KMU Frauen Solothurn will sie auch das Augenmerk verstärkt auf die Geschäftsfrauen richten. Ein grosses Anliegen ist ihr zudem die Nachwuchsförderung. Dabei geht sie den Fragen nach, wie man junge Leute für eine Berufslehre begeistern oder wie der Verband allenfalls die Betriebe in der Ausbildung noch stärker unterstützen kann. Dabei möchte sie im Rahmen der Möglichkeiten Leuchtturm-Projekte im Berufsbildungsbereich unterstützen. Ihr Ziel ist es ferner, bereits bestehenden Kooperationen mit ähnlichen Organisationen wie beispielsweise mit der Solothurner Handelskammer zu stärken und Synergien vermehrt zu nutzen.

    Direkten Bezug zum Gewerbealltag
    Als Akademikerin hat sie keineswegs Berührungsängste mit dem Gewerbe – im Gegenteil. Als Selbstständige ist sie selbst Teil des Gewerbes. «In meiner unternehmerischen Tätigkeit berate ich seit rund 15 Jahren KMU in strategischen Fragen und helfe ihnen bei der Positionierung im Markt.» Auch im Rahmen ihres zweiten Geschäftspfeilers, der Politikberatung, setzt sie sich für die Unternehmen ein – in den letzten Jahren fokussiert auf das öffentliche Beschaffungswesen. So leitet sie die Unternehmer-Initiative «Fairplay öffentliche Beschaffung» mit über 450 Mitstreiterinnen und Mitstreiter – grossmehrheitlich aus KMU und Gewerbebetrieben – mit Erfolg: «Es ist uns gelungen, die sogenannte Preisniveau-Klausel, welche nun im Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen verankert ist und gleich lange Spiesse für Unternehmen, die in einem Land mit hohem Preisniveau wie der Schweiz produzieren, zu entwickeln. Und dies in Bundesbern auf die politische Agenda zu setzen.»

    In früheren Jahren war die Energiepolitik ein Steckenpferd der engagierten KMU Frau. Als Geschäftsführerin der Energieallianz setzte sie sich dabei für die Förderung energetischer Gebäudesanierungen ein. Daraus resultierte unter anderem das heutige nationale Gebäudeprogramm. Als studierte Ökonomin hat sie zudem einen direkten Bezug zum Wirtschaftsalltag und weiss genau, wo der Schuh in den Betrieben drückt.

    Digitalisierung, Fachkräftemangel und EU
    Die grösste Herausforderung für den Verband und seine Mitglieder ist immer noch die Bewältigung der Corona-Krise. «Der Aufwand des kgv mit den fast täglich ändernden Vollzugsbestimmungen war beträchtlich», zieht Stebler eine erste Bilanz. Weitere Herausforderungen sind die durch Corona beschleunigte Digitalisierung sowie seit Jahren der Fachkräftemangel. Ebenfalls nicht aus den Augen lassen dürfe man das Verhältnis zur EU. «Unsere Firmen sind in einem überdurchschnittlich exportorientierten Kanton auf gute Wirtschaftsbeziehungen zur EU dringend angewiesen», betont Stebler.

    www.kgv-so.ch

    Corinne Remund

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