Der Swico ICT Campus öffnet nach Muttenz auch in Zürich seine Tore

    Im Science Lab der Universität Zürich eröffnete kürzlich der Swico ICT Campus  seine Tore für den Zürcher Informatik Nachwuchs. Es ist dies der bisher dritte ICT Campus der Schweiz nach Muttenz und Bern. Rund 100 prominente Gäste aus der lokalen, regionalen und nationalen Wirtschaft, Politik und Bildung folgten der Zeremonie mit Nationalrätin und Swico Geschäftsführerin Judith Bellaiche auf dem Campus Irchel.

    (Bild: zVg) Keynote Speaker und Gäste. v.l.nl.r.: Rolf Schaub, Geschäftsleiter ICT-Scouts & Campus; Prof. Dr. Michael Hengartner, Rektor Uni Zürich; Dr. Garif Yalak, Cisco; Serge Frech, Geschäftsleiter ICT Berufsbildung Schweiz, Judith Bellaiche, Swico, und Filippo Leutenegger, Stadtrat, Vorsteher des Schul- und Sportdepartements Zürich.

    Zehn junge Informatik – neu-deutsch ICT – Talente schnupperten Uni-Luft im Science Lab der UZH wo sie mit Karton, Leim, Alu-Folie und Krokodil-Klemmen eigene «Peripheriegeräte», passend zu ihren selbstprogrammierten Computerspielen, bastelten. Dies ist nur eines aus einer grossen Auswahl von Projekten, mit denen sich diese Jugendlichen in den kommenden zweieinhalb Jahren beschäftigen und ihr jeweiliges Talent individuell vertiefen wer-den. 100 sogenannte ICT Talente pro Jahrgang sollen ihnen dereinst folgen. Dies allein aus der Stadt Zürich.

    Kein Lehrplan, keine Tests, kein Stress
    Das Besondere an diesem Förderprogram, nebst der dreijährigen Dauer und einem quotenfreigaussschen Mädchenanteil von 50 Prozent, ist der bewusste Verzicht auf eigene Inhalte. «Es gibt in der Schweiz über 600 MINT- (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Förderangebote», sagt Rolf Schaub, Geschäftsführer des ICT Scouts/Campus Fördervereins.  «Wir wollen das Rad nicht nochmals neu erfinden.» Stattdessen beansprucht das ICT Scouts/Campus Förderprogramm das Konzept der Kontinuität der Förderung für sich. Nehmen zum Beispiel einige Talente an einem Roboter-Wettbewerb teil, so werden diese von den Betreuern des ICT Campus nicht nur dabei unterstützt, sondern nach Ende des Wettbewerbs im ICT Campus fortlaufend bei weiteren Projekten begleitet. Diese können dann ganz andere Themen umfassen, wie zum Beispiel Websites erstellen, 3D Animationen entwickeln, Videos produzieren, Apps programmieren, Server aufsetzen, Steuerungen konfigurieren oder gar eigene Apparaturen bauen. Diese Begleitung endet erst mit dem Übertritt in die Sek II Stufe.

    Auch das Konzept des Scoutings hat Schaub nicht selbst erfunden. Dieses hat er, als «verhinderter-Profi-Fussballer-wird-Informatik-Schulleiter», offenkundig beim Sport abgeschaut. Doch, «warum wenden wir ein im Sport sehr bewährtes Konzept nicht dort an, wo es wirklich weh tut – nämlich in der Wirtschaft», fragte er sich, als er 2013 den Förderverein gründete. Es ist mit dieser Idee, und dem an Wahn-sinn grenzenden Mut es durchzusetzen, womit er nun als Erfinder des wohl effektivsten MINT Förderprogrammes der Schweiz aufwartet.

    Systematik und Kontinuität als Alleinstellungsmerkmale
    In seiner Keynote zum Festanlass erklärte Stadtrat und Schulvorsteher Filippo Leutenegger die Beweggründe seines Engagements für das Programm an den Zürcher Schulen so: «Durch das systematische Beobachten mit den ICT Scouts in jedem Schulhaus haben wir jetzt die einzigartige Möglichkeit, ein unglaubliches Talentpotential zu entdecken, speziell bei Mädchen, die sich sehr oft in diesem Bereich nicht trauen.» Leutenegger zeigte sich besorgt um den Run auf die Gymnasien und schätzt den ICT Campus als Aufwertung des Wohlstandrelevanten dualen Bildungssystems, dem besten der Welt. Wichtig sei auch, dass die Talente nach deren Entdeckung gezielt betreut und dauerhaft begleitet werden. «Es ist viel zu spät, am Ende der Sekundarschule MINT Lernende oder am Ende des Gymis MINT Studenten zu rekrutieren. Das muss in dem Alter stattfinden, wo die meisten Kinder beginnen, sich mit ihren Berufswünschen auseinanderzusetzen, und da liegen die ICT Scouts zeitlich goldrichtig.»

    Universität als Standort
    Dem pflichtet Prof. Michael Hengartner, Rektor der UZH, bei. Für die Universität ist die Sekundarschule als Rekrutierungsort weit entfernt, da kommt der ICT Campus gelegen, um auch auf dem akademischen Bildungsweg Talente früh zu erkennen und an ihr späteres Studium heranzuführen.

    Schulen können sich unter ict-scouts.ch/main/was-ist-das/scouting-buchen anmelden. Interessierte Jugendliche oder deren Eltern können sich bei rolf.schaub@ict-scouts.ch spontan bewerben (6. & 7. Klasse).

    pd

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