Besorgniserregender Kriminaltourismus – Was bringt der Winter 2024?

    Einer der charakteristischen Sätze in der weltberühmten TV-Fantasy-Serie «Game of Thrones» war: «Winter is Coming». Dokumentiert wurde da die Erwartung und Angst einer Invasion von Unsterblichen. Eine solche Invasion ist bezüglich des Kriminaltourismus› in der Region natürlich nicht zu erwarten. Aber der Oktober und November sind und bleiben «traditionelle Einbruchsmonate».

    (Bild: shutterstock) Ob Einbruchs- oder sonstiger Diebstahl: Kriminaltouristen finden immer wieder Gelegenheiten für ihre Diebestouren.

    In den letzten Jahren gehörten die Grenzregionen Basel und Genf zu den «Hotspots» bezüglich Kriminaltourismus. Dies natürlich aufgrund der Grenznähe und der so genannten «importierten Kriminalität». Viele mittelschwere Delikte, kleinkriminelle Straftaten und besonders Einbrüche würden von «Auswärtigen» begangen.

    In den letzten Kriminalstatistiken des Kantons Basel-Stadt ist unter anderem zu lesen: «Um 38 Prozent nahm indes der Anteil der beschuldigten Asylbewerber zu, während bei den Kriminaltouristen ein Anstieg um acht auf 26 Prozent aller erfassten Beschuldigten zu verzeichnen war.» Besonders bei den Einbruchsdelikten wurde in den letzten Jahren in einem Teilbereich eine deutliche Steigerung festgestellt: Die Kriminaltouristen lieben einige Quartiere in Basel-Stadt und noch mehr die Gemeinden des Baselbiets, die direkt an der Grenze liegen. Der Grund: Schnelle Fluchtwege.

    Dämmerungszeit fördert Einbruch- und Einschleichdiebstahl
    In Basel-Stadt und den benachbarten Kantonen mit einer Grenze zu Frankreich oder Deutschland finden Kriminaltouristen ein optimales Feld für Einbrüche vor: Einige Schweizer Grenzorte bieten gute Fluchtwege. Eine eigentlich gute Location wird so zu einem «Nachteil». Einbrecher operieren äusserst gerne in jenen grenznahen Gebieten, wo die Strassen frei sind und wo eine «grüne Grenze» verläuft. Meistens gehen nur bei Routinekontrollen und Hinweisen aufmerksamer Bürger die Diebe der Polizei ins Netz. Ein Beispiel: Lange wurden die Einbruchswellen im Schwarzbubenland bagatellisiert. Das Problem dort sei nicht nur die eher überschaubare Polizeipräsenz, bei welcher man derweil mit einer engeren Zusammenarbeit mit Baselland ansetzt. Es sind die für Kriminaltouristen äusserst attraktiven Fluchtwege, welche die Region für Diebestouren so interessant macht.

    Während den «traditionellen Einbruchsmonaten» Oktober und November ist erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Einbruch- und sogenannte Einschleichdiebstähle nehmen zu, sagen Fachleute – auch in diesem Winter sei dies zu erwarten. In Interviews wird betont, dass für die Entwicklung der Kleinkriminalität in der Schweiz es entscheidend sei, wie sich die ökonomischen und demografischen Umstände in anderen Ländern entwickeln. Sind die Migrationsströme, die Arbeitslosigkeit und Armut ansteigend würden hierzulande online und offline mehr Delikte verübt. Im Klartext bedeute dies für im Offline-Bereich mehr Wohnungseinbrüche, Taschendiebstähle, Geldautomaten-Sprengungen und Raubüberfälle.

    Und dennoch: Basel wird eher als eine sichere Stadt empfunden. Das ist sie ohne Zweifel nach wie vor, da (noch) keine ausgesprochene «Problemviertel» existieren oder entstanden sind (wir haben bereits an dieser Stelle darüber berichtet). Die Stadt geniesst hierzulande aber auch in ganz Europa ein gutes Image als weltoffene, kompakte und lebendige Eventstadt. In der Schweiz jedoch, wurde Basel-Stadt aufgrund der letzten Kriminalstatistiken und fortlaufenden Polizeimeldungen mit negativen Schlagzeilen seit einigen Jahren in die Ecke der «statistisch kriminellsten Stadt» gedrängt. Die meisten Delikte sind der Sparte der Kleinkriminalität zuzuweisen. Was bei der Basler Kriminalstatistik Jahr für Jahr «einschenkt» sind Schlägereien zwischen rivalisierenden Gruppen im Nachtleben, die Diebstahl-Delikte und eben auch die Vergehen von Kriminaltouristen.

    Der «Zentrumseffekt»
    Der Kanton erklärt ein gewisses Mass an Kleinkriminalität mit den «Zentrumseffekten» und der verschiedenen Grenzübergängen (Dreiland). Die Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur sei zudem anders als auf dem Land. Es wird seit Jahren auch festgestellt, dass häufiger denn zuvor Ausgänger/innen aus dem benachbarten Ausland die Stadt aufsuchen, um dort abzufeiern. Leider geschieht dies zuweilen so exzessiv, so dass öfter Schlägereien und sonstige Zwischenfälle registriert werden. Die Redaktion hatte zu diesem Thema in den letzten Jahren schon verschiedentlich mit dem Ex-Kriminalkommissär und langjährigen Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Basel Stadt, Markus Melzl gesprochen. Er weiss, wie man die Kriminalstatistiken liest und interpretiert und nimmt seit seiner Pensionierung von den früheren Funktionen kein Blatt vor den Mund. So betont er auch Dinge, die man oft in den Medien oder auch bei verschiedenen offiziellen Pressestellen der Ämter aufgrund der «Political Correctness» gerne nicht so prominent verkündet: «Der Aspekt der Ausländerkriminalität darf nicht ausgeklammert werden. Ein grosser Prozentsatz aller Straftaten nach Strafgesetzbuch werden durch Ausländer begangen. Diese Zahlen sind heikel in der Interpretation. Auch wenn man dies insofern relativiert, dass ein gewisser Prozentsatz der Straftaten nicht von der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung sondern von Personen aus dem Asylbereich und von Kriminaltouristen verübt werden.»

    Attraktiv für Kriminaltouristen: Velo- und E-Bike-Diebstahl
    Ein Phänomen ist der deutliche Anstieg bei Elektrovelo-Diebstählen (seit 2021 wurden hierzulande fast 50 Prozent mehr Elektrovelos gestohlen). Auch dieser «Geschäftszweig» geht in den meisten Fällen auf das Konto der Kriminaltouristen. Ein Dreh- und Angelpunkt für den Umschlag dieses Diebesgutes wurde der Bahnhof der Gemeinde Saint-Louis. In der Schweiz geklaute Fahrzeuge werden von dort aus in der umliegenden Region verteilt. Das bestätigen auch Medien aus dem Dreiland wie die «Dernières Nouvelles d’Alsace»: Die meisten aus Diebestouren sichergestellten Fahrzeuge kommen nicht aus dem Elsass, sondern aus Basel. In der Regel sieht man ein gestohlenes Elektro-Fahrrad nie mehr wieder. Oder vielleicht dann doch im Internet. Denn oft wird die heisse Ware online wieder feilgeboten. Meist zu einem deutlich geringeren, aber dennoch stolzen Preis. Meist landen die Elektrovelos aber im Ausland. Nach derzeitigen Erkenntnissen ginge ein grosser Teil dieser Fahrräder in Richtung Serbien, Albanien oder Rumänien. Die meisten Diebstähle seien gut vorbereitet – inklusive des Abtransports.

    ChaS, DaC, JoW

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