Auf ein Neues – Was erwartet uns im «Baustellenjahr 2019»?

    Baustellenplanung: Das BVD auf der Suche nach der Quadratur des Kreises

    Vor zwei Jahren sagte Thomas Geiger, Verantwortlicher für das Baustellenmanagement in Basel-Stadt in einem Interview an gleicher Stelle, dass er alles versuche, im Timing und in der Planung auf so viele Aspekte Rücksicht zu nehmen wie nur möglich. Aber auch könne er «nicht auf alles und alle Rücksicht nehmen». Ähnlich sieht auch heuer im 2019 die Situation aus. Wie ist die Quadratur des Kreises bezüglich Baustellenmanagement aus Sicht des Bau- und Verkehrsdepartements zu bewältigen?

    (Bilder: Bilddatenbank Kanton Basel-Stadt) Ab Ende März wird es auf der Grossbaustelle Centralbahnplatz hoch zu und hergehen.

    Jahr für Jahr werden zum Jahresende und im Januar die Menschen, die in der Grossregion Basel leben, sich fortbewegen und/oder arbeiten informiert, wie die Baustellen in der Stadt Basel ihr Leben beeinflussen werden. Seit Jahren wird die Prognose erstellt, dass es ein neues «Baustellen-Rekordjahr» werden soll. Auch 2019 wird uns dieses Thema tagtäglich begleiten und für viel Gesprächsstoff sorgen, sind es doch erneut viele Projekte, die umgesetzt werden sollen. Die Jahre zuvor und vor allem 2018 mit den vielen Tram-Gleisarbeiten haben die Verkehrsteilnehmenden und die Wohnbevölkerung stark gefordert. Was ist 2019 zu erwarten? Und wie schafft man es, die Leute bei Laune zu halten, wenn Baustellen das Stadtbild prägen und für Umstände sorgen?

    Wir haben Daniel Hofer, Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit des Bau- und Verkehrsdepartements, dazu befragt. Daniel Hofer: «2019 wird zwar ein anforderungsreiches Jahr bezüglich Baustellenmanagements. Aber: Es ist ungefähr vergleichbar wie im 2018. Das einzige was 2019 dazu kommt ist die Baustelle des Centralbahnplatzes, wo sehr viele Menschen täglich unterwegs sind.» Die grosse Herausforderung: Die Abstimmung und das Timing. Hofer: «Die Baustellen sind optimal aufeinander abgestimmt. Beispielsweise wird in der Zeit wo die Trams am Centralbahnplatz nicht fahren, gleichzeitig das Dorenbachviadukt gemacht, weil die Trams zu diesem Zeitpunkt eh durch Busse ersetzt werden, damit man nicht nochmal eine extra Baustelle organisieren muss. Organisationstechnisch sind alle Baustellen so aufeinander abgestimmt, damit der Verkehr so gut wie möglich weiter gehen kann.» Die Baustellen seien nötig, weil es einen ständigen Erhaltungsbedarf gebe, so Hofer weiter. In Basel gibt es jährlich ungefähr hundert bis 120 Baustellen. Wenn es mehr Personen betreffe wie am Centralbahnplatz sei natürlich die Organisationsleistung höher und aufwändiger.

    Wenn Leitungen gelegt werden müssen, ist das Baustellenmanagement besonders herausfordernd.

    «Uns ist es bewusst, dass wir den Leuten viel Flexibilität abverlangen»
    Es stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, wie die Reaktionen von der Bevölkerung sein werden und welche Umstände die Menschen in Kauf nehmen müssen. Daniel Hofer: «Grundsätzlich ist grosses Verständnis von der Bevölkerung vorhanden bezüglich der Baustellen. Das ist schon seit Jahren so. Wenn beispielsweise nachts gearbeitet wird, dann nur aus Gründen einer schnelleren Fertigstellung. Das ist eher bei Arbeiten an den Tramgleisen der Fall. Nachts werden zudem nur leise arbeiten verrichtet und falls doch emissionsintensive Arbeiten anstehen, wird die naheliegende Bevölkerung mit einem Anschreiben informiert und die Personen können in Einzelfällen sogar in ein Hotel gehen. Es ist aber selten der Fall, dass in einem Wohngebiet solches geplant würde. Natürlich wird es 2019 besonders zu Einschränkungen bezüglich des Tramnetzes kommen, aber diesem Umstand wird mit Ersatzbussen entgegen gewirkt.» Hofer betont, dass von der Bevölkerung während dieser Zeit eine gewisse Flexibilität abgefordert werde. Das sei man sich bewusst. Zum Thema Lärmbelästigung: Mieter können in dieser Zeit zwar eine Mietzinsreduktion vom Vermieter verlangen. Eigentümer könnten aber nichts vom Kanton erwarten, weil ja die Infrastruktur verbessert wird.

    Kommunikation als Herkulesaufgabe
    Für Daniel Hofer wird im 2019 die Kommunikation mit der Bevölkerung die grösste Herausforderung darstellen: «Da ich Öffentlichkeitsarbeit mache, muss ich solche Inhalte vermitteln, dass beispielsweise der Centralbahnplatz nicht so gefährlich ist, wie man gerne kolportiert. Er wird immer als gefährlichster Platz Basels bezeichnet, aber das ist er nicht. Im Jahr laufen 22 Millionen Menschen über diesen Platz und die Statistik beweist das es weniger als einen Unfall mit Beteiligung von Menschen pro Jahr gibt. Ausserdem fahren die Trams nur sehr langsam.» Und welches Baustellenprojekt 2019 wird das aufwendigste und anforderungsreichste? Hofer: «Das kommt auf die Sichtweise an. Aus der Sicht der Organisation ist das Baustellenprojekt Centralbahnplatz das aufwendigste, weil sehr viel organisiert werden muss – auch bezüglich der Sicherheit der Bevölkerung. Aus Technischer Sicht ist der Centralbahnplatz nicht die grösste Herausforderung. Die Baustelle im Gundeli ist aus technischer Sicht viel aufwendiger, weil da die unterirdischen Leitungen zu verlegen sind und dies sehr komplexe Vorgänge sind. Dafür ist es aus der Sicht der Bevölkerung nicht so aufwendig, weil nicht so viel organisiert werden muss. Die Bevölkerung bekommt wenig davon mit, weil die Leitungen unterirdisch verlaufen.»

    JoW
    Mitarbeit Daniele Ciociola


    Die grösten Baustellen 2019 auf einen Blick:

    Gleiserneuerung Centralbahnplatz
    Beginn: Ende März 2019, Abschlus: Ende Juli, Grund: 1000 Meter Gleise müssen erneuert werden, behindertengerecht. Problematik: Der Platz wird täglich von 100’000 Menschen frequentiert. Im Herbst ist die Horror-Baustelle für Pendler fertig. Die Tramlinien 1 und 8 bedienen den Bahnhof zeitweise gar nicht (bis zu 6 Wochen). Komplizierte Organisation für ÖV, Fussgänger, Schienenersatzverkehr

    Erneuerung St. Alban-Graben und Parking Kunstmuseum
    Beginn: März 2019, Ende: Dezember 2021, Grund: 350 Neue Parkplätze entstehen. Problematik: Gelegenheit macht Großbaustelle, darum werden in einem Aufwisch auch gleich die unterirdischen Leitungen, die Gleise und die Tramhaltestelle Kunstmuseum erneuert, die behindertengerecht gemacht wird. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit wird die Kunstmuseum-Kreuzung zu einem Kreisel umgestaltet. Von Mitte 2019 bis Ende 2020 fahren die Trams auf einer Gleise in beide Richtungen.

    Erneuerung Viertelkreis
    Beginn: Sommer 2019, Ende: 2022, Grund: Abbiegen in alle Richtungen soll möglich werden
    Aus Viertelkreis entsteht ein ganzer Kreis, Gleiserneuerung, Strassenbelag wird gemacht, unterirdische Leitungen erneuert, Bäume werden gepflanzt. Problematik: Dicht befahrene Strasse mit Tram, Autos und Fussgängern. Schienenersatzverkehr mit Bussen von August bis Dezember. Komplexe Arbeitssituation und Organisation

    Neue Pflasterung Markplatz:
    Beginn: Januar 2019, Ende: August 2019, Grund: Pflastersteine müssen ersetzt werden. Problematik: Fussgänger, Tram, Busse, Anwohner, Arbeiter, Geschäfte und der tägliche Markt werden beeinträchtigt. Der Bau erfolgt in 3 Etappen. Ausserdem muss auf die Denkmalpflege geachtet werden.

    Erneuerung Achse Basel-Riehen Grenze:
    Die baustellengeplagten Riehener können auch 2019 noch nicht aufatmen. Die Umleitung für den Autoverkehr von Riehen Dorf nach Basel wird noch bis Ende des neuen Jahres bestehen bleiben. Die Baustelle wird voraussichtlich 2021 abgeschlossen sein.

    Gleissanierung Dorenbachviadukt:
    Ab Ende März werden die Tramgleise auf dem Dorenbachviadukt innert zwei Monaten komplett ersetzt. Sie haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.

    Erneuerung Rosentalstrasse:
    Eine Altlast aus dem alten Jahr ist die Baustelle an der Rosentalstrasse. Nachdem die Gleise bereits verlegt sind und die Trams wieder verkehren, wird die Strasse nun für Passanten und Velofahrer attraktiver gemacht und es werden 19 neue Bäume gepflanzt.

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