Auf dem Weg zur wichtigsten Stromquelle?

    Knapp drei Jahre nach dem Ja zum Energiegesetz und somit zum Bekenntnis zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 wurden an den Nationalen Photovoltaik-Tagungen von Swissolar interessante Trends und Fakten analysiert.

    (Bilder: Fotolia) Solarstrom war 2017 die Energieerzeugungstechnologie, die weltweit am meisten zugelegt hat.

    Wie ist die Marktentwicklung und wie stehen die Marktchancen für Solartechnik in der Schweiz? Wie funktionieren Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch und wie können Solaranlagen noch besser in die Gebäudehülle integriert werden? Sind die Synergien zwischen Verteilnetzen, Photovoltaik, Batterien und Elektromobilität zu optimieren und was läuft in der Photovoltaik-Forschung?

    Globaler Trend ungebremst – Stagnation in der Schweiz?
    Gemessen an der installierten Leistung war Photovoltaik (Solarstrom) die Energieerzeugungstechnologie, die in den letzten Jahren weltweit am meisten zugelegt hat. Für die Zukunft wird mit einem weiteren globalen Marktwachstum von 20 bis 50 Prozent gerechnet. Soweit der Trend im weltweiten Markt. Etwas anders sieht die Sachlage in der Schweiz aus. Swissolar geht – so wurde bereits 2018 kommuniziert – für die nahe Zukunft von einem stagnierenden Photovoltaikmarkt aus. Die neu installierte Leistung dürfte bei 240 Megawatt liegen, was etwa 1,5 Millionen Quadratmetern und zirka 220 Fussballfeldern entspricht. Damit würde der Anteil des Solarstroms am Schweizer Stromverbrauch nur um ein halbes Prozent auf rund drei Prozent steigen. Immerhin wäre Solarstrom nach der Wasserkraft die zweitwichtigste erneuerbare Stromquelle.

    Aufschwung dank besserer Rahmenbedingungen
    Die im Rahmen der Energiestrategie 2050 angepassten Gesetze und Verordnungen werden jedoch bald richtig greifen, da nunmehr günstigere Rahmenbedingungen für den Bau grosser Photovoltaikanlagen herrschen. «Allerdings nur dann, wenn ein wesentlicher Teil des Stroms zeitgleich an Ort und Stelle verbraucht werden im Eigenverbrauch genutzt wird und wenn Investoren mit den langen Wartefristen für die Auszahlung der Einmalvergütung umgehen können», hiess es bereits 2018 in einem Communiqué von Swissolar.

    Man geht für die kommenden Jahre von einem stagnierenden Photovoltaikmarkt aus.

    Ohne Anreize, keine Motivation
    Bei der Nutzung der Solarwärme (Solarthermie) rechnet Swissolar laut letzten eigenen Statistiken mit einem stabilen Markt. «Für den weiteren Ausbau der Solarwärme ist die rasche Umsetzung der neuen koordinierten Energiegesetze in den Kantonen (MuKEn 2014) sehr wichtig. Dieses Regelwerk schafft unter anderem Anreize, bei Heizungssanierungen Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung einzusetzen. Solarwärme kann wesentlich dazu beitragen, den hohen Anteil des Schweizer Gebäudeparks an den Treibhausgasemissionen bis zu 40 Prozent zu reduzieren», liess sich David Stickelberger, Geschäftsleiter Swissolar und Leiter Kommunikation zitieren.

    Komplexe Projekte
    Die «Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch» über Grundstücksgrenzen hinweg, die jetzt möglich sind, wurden schon an der 16. Photovoltaik-Tagung von Swissolar in Bern 2018 als neue Chance gefeiert. Eine Podiumsdiskussion mit Vertretern des Hauseigentümerverbands Schweiz, des schweizerischen Mieterverbands, des Verband schweizerischer Elektrizitätsunternehmen sowie der Solarwirtschaft habe das gemeinsame Interesse, diese innovative Lösung voranzubringen, zementiert. «Solche Projekte verlangen aber ein erhöhtes Verständnis für die Integration der Solarenergie in die Gebäudetechnik, was mit dem Projekt Solarbildung Schweiz 2020 von Swissolar gewährleistet werden soll», heisst es von Swissolar. Nationalrat Roger Nordmann, Präsident von Swissolar ergänzte: «Nur so kann die Schweiz ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaprotokoll umsetzen. Der Ersatz von Benzin und Heizöl führt zu einem steigenden Strombedarf, der mit erneuerbaren Quellen gedeckt werden muss.»

    Solarenergie als Teil der Gebäudehülle
    Ein weiteres interessantes Thema: Die Solarenergie als Teil der Gebäudehülle. Studien zeigen, dass auf den Dächern und Fassaden der Schweiz rund die Hälfte des Strombedarfs mit Solarmodulen erzeugt werden könnte. Erörtert wurde das Beispiel der Stadt Carouge, wo man Denkmalschutz und Solarenergienutzung kombiniert.

    Die Integration der Photovoltaik ins Energiesystem der Zukunft ist ebenfalls ein entscheidender Aspekt. Der steigende Anteil von Solarstrom im Stromnetz muss bewirtschaftet werden. Dies könnte, so wurde an der Tagung besprochen, durch Nutzung von Elektromobilität und Batteriespeichern unterstützt werden.

    Typisch Schweiz: Innovative Forschung
    Nach wie vor ist Innovation eine der grossen Treiber im Bereich Photovoltaik. Die Schweizer Forschung und Industrie ist nach wie vor in diesem Bereich Weltspitze und sehr innovativ. Eine wichtige Rolle nehmen dabei die Fachhochschulen ein. Aktuelle Forschungsschwerpunkte für vom Bundesamt für Energie (BFE) geförderte Aktivitäten sind aktuell: Eine Effizienzsteigerung der einzelnen Komponenten, industrielle Umsetzung neuer Produkte und Herstellungsverfahren, Qualitätssicherung, Erhöhung der Anlagen-Zuverlässigkeit. Man forscht – wie an der Photovoltaik-Tagung in Bern eingehend behandelt – auch nach neuen Lösungen für die Integration der Photovoltaik sowohl in Gebäuden wie auch im elektrischen Netz. Im Bereich der Nachhaltigkeit möchte man eine Verminderung von Energie- und Materialeinsatz bei der Produktion oder der Rezyklierung erzeugen. Bei der Weiterentwicklung und industriellen Umsetzung verschiedener Solarzellentechnologien sucht man nach Konzepten für sehr hohe Wirkungsgrade. Ausserdem: Die Entwicklung neuartiger Modultechnologien für eine verbesserte Integration von Solaranlagen in Dächer und Fassaden steht ganz oben auf der Prioritätenliste sowie die Integration von Photovoltaikanlagen ins elektrische Netz (Modellierung und Vorhersagen, Entwicklung multifunktionaler Komponenten und Zusammenspiel mit dezentralen Speichern).

    Joël Ch. Wüthrich,
    Quellen: Swissolar, BFE


    Netzwerk der Solarbranche

    Die jährlich durchgeführte Veranstaltung wird von Swissolar gemeinsam mit dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und dem Bundesamt für Energie (BFE) organisiert. Die rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen aus der Solarbranche, der Elektrizitätswirtschaft, der Forschung, der Architektur und der Politik. Die Veranstaltung wird von einer wissenschaftlichen Posterausstellung sowie einer Produkteausstellung begleitet.

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